Steigende Heizölpreise: USA kündigt Atomabkommen, internationalen Ölbestände sinken

11.05.2018 - Am vergangenen Mittwoch war es soweit. Die USA kündigten das Atomabkommen bzw. den Atomdeal mit dem Iran. Damit würden ab November die vor Jahren beschlossenen Sanktionen wieder in Kraft treten. Für Verbraucher dürften die Folgen dieser Entscheidung vor allem über den Ölpreis spürbar sein. Die Sprit- und Heizölpreise sind seitdem bereits gestiegen, denn die internationalen Ölbestände sinken

Auch wenn die europäischen Regierungen die Aufkündigung des Atomabkommens nicht mittragen und ihrerseits auf neuerliche Iran-Sanktionen verzichten wollen, gelten nach US-Recht amerikanische Sanktionen unabhängig von der nationalen Rechtsprechung für alle Unternehmen, die amerikanische Aktivitäten unterhalten.

Das heißt: fast alle großen Konzerne sind von den neuerlichen US-Sanktionen betroffen und müssen Investitionen im Iran zurückfahren, um Strafen der US-Behörden zu vermeiden.

Darum wird Öl fast täglich teurer: Diese Faktoren lassen den Heizölpreis steigen

Aktuell erreichen die Ölpreise ein Niveau wie zuletzt im November 2014. Für die steigenden Öl- bzw. Heizölpreise gibt es eine Reihe von Gründen.

USA kündigt Atomabkommen mit Iran

Mit dem Wegfall der Sanktionen steigerte der Iran seine Ölproduktion deutlich und exportiert 1 % der weltweiten Ölproduktion, vor allem nach China, Indien und Europa. Kommt es im November wieder zu Sanktionen, wird davon ausgegangen, dass die iranische Ölproduktion deutlich sinken wird und das weltweit verfügbare Ölangebot reduziert.

Davon sind insbesondere die europäischen Exportvolumina betroffen. Denn anders als in Europa, unterhalten in China und Indien viele Unternehmen keine US-Aktivitäten und können daher trotz US-Sanktionen weiter Öl importieren. Doch die aktuelle Lage im Iran bleibt nicht der einzige Grund für die Ölknappheit.

Stetig rückläufige Ölproduktion in Venezuela

Aufgrund von massiven Produktionsproblemen musste Venezuela als weiteres Land die Fördermengen kürzen.

Quotentreue bei OPEC-Förderkürzung

Gleichzeitig haben Russland und die Ölförderländer-Organisation OPEC sich geeinigt, um über eine geringere Förderung höhere Preise durchzusetzen. Russland und Saudi-Arabien halten sich konsequent an die OPEC-Förderkürzung.

Steigende Nachfrageentwicklung

Hinzu kommt die gute Lage der Weltkonjunktur, die die Ölbedarfe steigen lässt und die Nachfrage erhöht. Und auch Analysten prognostizieren ein Öl-Defizit, das spätestens Mitte 2019 kommen soll. Darauf reagieren die Märkte mit Preissteigerungen.

Dennoch wird kein Ölpreisschock erwartet. Die US-Ölproduktion hat mit den steigenden Ölpreisen bereits deutlich zugenommen, ist Fracking bei den aktuellen Ölpreisen wieder richtig lukrativ. Und auch Russland und Saudi-Arabien haben bereits angekündigt, dass sie mögliche Engpässe durch eine Produktionsausweitung kompensieren könnten, da sich beide Länder aktuell konsequent an die von der OPEC beschlossene Förderkürzung halten und somit noch Potenziale haben.

Was tun: Jetzt Heizöl kaufen oder doch noch warten?

Möglichkeit 1: Jetzt Heizöl kaufen und Bedarf decken

Sich bei Bedarf schnellstmöglich einzudecken macht durchaus Sinn, denn der Markttrend zeigt weiter nach oben.

Auch wenn das spekulative Element USA-Iran vorerst aus der Ölpreisentwicklung verschwinden dürfte, ist nicht mit einer Beruhigung der Ölpreise zu rechnen. Denn die Auswirkungen der Sanktionen führen zu neuen Spekulationen solange keine Fakten vorliegen.

Hinzu kommt, dass im Moment die preistreibenden Faktoren überwiegen. Ist mit dem beginnenden Sommer im Norden die Heizsaison zu Ende, beginnt im Süden mit dem Betrieb von Klimaanlagen jedoch eine nachfrageintensive Zeit.

Aufgrund der aktuellen Weltlage schaut es eher so aus, dass Öl noch teurer wird. Mit dem Kauf machen Sie sich vorerst von den kommenden Entwicklungen unabhängig.

Möglichkeit 2: Abwarten und Markt beobachten

Mit etwas Glück beruhigt sich die Situation wieder und die Heizölpreise erschließen ihr durchaus vorhandenes Potenzial nach unten. Leider sieht es längerfristig betrachtet nicht gut für die „Aussitzen“-Taktik aus.

Seit dem 12-Jahres-Tief vom Januar 2016 zeigen die Heizölpreise einen stabilen Aufwärtstrend und haben sich seit dem absoluten Tiefpunkt am 21.01.2016 nahezu verdoppelt. Dieser Gesamttrend zeigt sich sehr beständig. Verbraucher, die auf fallende Heizölpreise spekulieren, sollten den Trend beobachten. Denn geringe Preisrückgänge sind jederzeit problemlos möglich.

Fazit und Empfehlung:

Es spricht einiges dafür, dass sich der Ölmarkt aktuell in einer Übertreibungsphase befindet und sich die Nachrichtenlage bis zum Wochenende in einer finalen Preisspitze erschöpft. Aber:

  • der Atomstreit mit dem Iran ist eine reale Bedrohung, die den Ölpreis jederzeit weiter nach oben treiben kann.
  • der Ölpreis bleibt bis auf weiteres von den Fördermengenbeschränkungen der OPEC und der stetig wachsenden globalen Nachfrage bestimmt
  • die US-Energiebehörde EIA hat in ihrem neuesten Monatsreport die Preisschätzungen bis Ende 2018 drastisch angehoben: Um rund zehn Dollar je Barrel sollen die Ölpreise nun höher liegen als bei der letzten Schätzung im April

Lange war es nicht so schwer, eine Empfehlung auszusprechen. Auch wenn die Kundenmeinungen zum Thema noch ein Übergewicht im „Warten“-Lager zeigt, wird sie täglich kleiner. Eine gute Möglichkeit für Unentschlossene ist es sich mit einer Teilmenge einzudecken.

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